Zürcher Oberländer, 18. Oktober 2012
Seegräben. Das Debütalbum des Trios Fontane mit der Geigerin Noëlle Grüebler aus Aathal überzeugt mit frischen Interpretationen und spannender Musikauswahl.
David Huber
Das Trio Fontane mit der Pianistin Andrea Wiesli, der Geigerin Noëlle Grüebler aus Aathal und dem Cellisten Jonas Kreienbühl präsentiert seine soeben getaufte Debut-CD: Beethovens Trio op. 1 Nr. 3 ist ohne den Ruch modernisierender Aufführungspraxis zu hören – souverän urtextgetreu. Die Dynamik wird effektvoll, aber wohldosiert eingesetzt, ebenso Agogik und Akzente. Die Durchführung des Kopfsatzes ist geradezu spektakulär und die an Schubert erinnernden Passagen bewegen.
Der in Es-Dur stehende lyrische zweite Satz zeigt die für Beethoven nicht atypische Einfachheit der Melodik, in der ihre ganze Schönheit verborgen liegt. Das Trio entwickelt die Variationen sanft, aber eindringlich. In der Klangbalance erhalten die Streicher hier einen besonders hohen Stellenwert: So etwa ein samtweich gespieltes, in es-Moll anhebendes Cellosolo von Kreienbühl, auf das Grüebler in dem ihr eigenen, betörend dichten Ton antwortet.
Das tänzerische Menuett kommt dem perlenden und doch straffen Zugriff von Wiesli entgegen, ist akzentuiert und dynamisch ausgewogen. Beethovens abrupter Wechsel ins Dramatische im Prestissimo lässt die markanten Gegensätze dieses frühen Werks hervorscheinen; das Trio Fontane interpretiert dies mit Leichtigkeit. Da sind junge Künstler am Werk, die grosse Literatur nicht nur technisch perfekt lesen, sondern eindringlich zu deuten verstehen.
Früher Tod thematisiert
Smetanas anspruchsvoller Klangteppich – das Trio in g-Moll op. 15 – wird stellenweise beinahe orchestral ausgerollt. Zwischen Tonarten oszillierend, stehen burleske Elemente insistierenden, ja hämmernden Phrasen gegenüber. Das Werk widmete der tschechische Komponist seiner früh verstorbenen Tochter. So erstaunt es nicht, dass dramatisch angelegte Überlagerungen und dazu kontrastierende, gemächliche Kantilenen grosse Zerrissenheit aufleuchten lassen. Das Ensemble entfesselt dabei seine ganze Virtuosität und glänzt brillant symphonisch, ohne je an Transparenz zu verlieren.
Mit der Deutung des von der Dodekaphonie beeinflussten Klaviertrios des in Arosa geborenen Hans Schaeuble landet das Trio Fontane schliesslich einen Überraschungscoup. Ganze Klangspektren werden durchmessen, doch gleichzeitig bleibt diese Neue Musik leicht nachvollziehbar. Das kurzweilige, zeitgenössische Werk erweist sich aufgrund seines zuweilen durchaus romantisch anmutenden Melodienreichtums als eigentliche Perle dieses würdigen Debüts.